Seit Jahren spielen mein
Cousin Franz und ich zusammen Volleyball, Beachvolleyball und Fußballtennis.
Beim Fußballtennis liebt Franz mehr das Grundlinienspiel, kann dort ohne Zweifel
seine Stärken einbringen und legt mir die Bälle meistens wunderbar zur
„Vollstreckung“ vor. Über seine Qualitäten als Vollstrecker schreibe ich lieber
nicht, da er diese nämlich nicht so ausgeprägt besitzt wie ich. Ich hingegen
fungiere voller Leidenschaft als Vollstrecker und bin dagegen auf der Grundlinie
nicht so stark wie Franz. Beim Volleyball ist unsere Spielanlage ähnlich
struktuiert, denn
da spielt mein Cousin fast immer auf der Stellerposition (die 3) und stellt mir
die Bälle – wenn es sein muss auch blind – auf meine Lieblingsposition (die 4).
Ich schmettere oder lege dann den Ball zum Punktgewinn. Diesen Spielzug haben
wir inzwischen so perfektioniert, dass viele Gegner daran verzweifeln. Beim
Beachvolleyball ist es ähnlich. Jedoch wird in den letzten Jahren immer mehr
2er–Beachvolleyball gespielt und da sieht es dann etwas anders aus. Zu
zweit müssen 8 x 8 Meter Spielfläche abgedeckt werden und nicht nur Franz, sondern auch
unsere Gegenspieler lästern oft, dass Franz rund 95 % des Feldes abdeckt und ich
nur die restlichen 5 %. Ich persönlich behaupte jedoch, dass es nur so aussieht
und das Verhältnis höchsten 90 : 10 % beträgt!
Wichtige Informationen, bzw.
meine Ausreden:
• Vielleicht spiele ich mehr mit
Auge?
• Vielleicht bewege ich mich unauffälliger?
• Vielleicht sind meine Bewegungen etwas geschmeidiger?
• Vielleicht werde ich einfach nur verkannt? |
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... und noch ein paar
wichtige Informationen:
• Ich bin vielleicht 2-3 Zentimeter
größer als Franz,
• ich bin vielleicht 2-3 Pfund schwerer als Franz und …
• ich bin vielleicht 2-3 Jahre älter als Franz! |
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Franz behauptet
immer – wenn ich durch den Sand hechte – „Du hast schon wieder eine Suhle
gemacht!“ Dabei wiege ich inzwischen nicht mehr 92-94 Kilogramm, sondern weit
unter 90 kg - nämlich 89,9 kg. Ich werde auch angeschrien, wenn ich einmal 2-3
Sekunden brauche, um aus dem tiefen Sand hochzukommen: “Steh auf, du faule Sau!“
An diesen Sprüchen kann jeder sehen, was ich alles über mich ergehen lassen
muss. Und dann auch noch von der eigenen Verwandtschaft. Unser Volleyballfreund
Mark – vom TSV Otterndorf – machte dann auch noch dieses Jahr eine Bemerkung,
die Franz diesbezüglich bestärkte. „Stell dich doch in die Mitte der Feldhälfte,
lieber Harri“, sagte er zu mir „dann kann Franz besser um dich rumlaufen um die
Bälle zu erreichen!“ Was soll man hierzu sagen. Auch beim 2er-Beach werde ich
also von den Freunden verkannt.
Beim Fußballtennis machte ich dann Anfang 2008 folgende Äußerung zu Franz: „Ich
bin davon überzeugt, dass ich immer mehr laufe als du. Egal ob beim Volleyball
oder beim Fußballtennis!“ Mein Cousin lachte, war natürlich vollkommen anderer
Meinung und behauptete doch tatsächlich: „Ich laufe mehr, mein lieber Harri!“
Dieses Streitgespräch wiederholte sich über Wochen und er zeigte kein
Verständnis für folgende Argumentation. Beim 2er-Fußballtennis stehen wir beide
bei der Ballangabe des Gegners auf Höhe der Grundlinie (Feld 8 x 8 Meter). Ich
stehe immer links und Franz immer rechts. Kommt der Ball – angenommen auf Franz
– spielt er ihn hoch nach rechts vorne, wo ich schon im Vorwege hinlaufe
-diagonal über unsere Feldhälfte – und dann spiele ich den Ball, wenn möglich,
zum Punktgewinn rüber. Kommt der Ball – angenommen auf mich – spiele ich ihn zu
Franz und dann folgt das, was ich vorher schilderte. Franz hat also fast nur die
Grundlinie als Spielradius und ich dagegen das gesamte Spielfeld. Muss ich da noch
mehr erklären?
Der Vergleich
Aber dann brachte ich im September 2008 mein Pedometer ins Spiel. Franz spielte
am Mittwoch, 24.09.2008 beim Fußballtennis als erster von uns zwei mit dem
Pedometer an der Hose und brachte es auf immerhin 2,18 Kilometer. Ich lästerte:
„Da laufe ich ja beim Volleyball mehr als du beim Fußballtennis!“ Drei Tage
später spielten wir zusammen Volleyball in der Lehrerrunde und ich trug heimlich
mein Pedometer unter dem Trikot. Von Zeit zu Zeit meldete sich die integrierte
Sprachausgabe des Pedometers und die Mitspieler und Mitspielerinnen meiner
Mannschaft schauten jedes Mal sehr eigenartig, konnten aber die Stimme nicht
richtig orten. Ich grinste nur und erwähnte natürlich nichts vom Pedometer. Erst
beim Abbau des Volleyballnetzes zeigte ich mein Gerät und erzählte die
Vorgeschichte. Und siehe da! Ich hatte beim Volleyball doch tatsächlich 2,41
Kilometer zurückgelegt. Mehr als Franz beim Fußballtennis. Aber nun wurden mir
von Franz und Wolfhart verschiedene Argumente entgegen gebracht. Beim
Fußballtennis wären es nur 90 Minuten gewesen, jedoch heute 120 Minuten.
Fußballtennis und Volleyball kann man nicht vergleichen. Außerdem wären meine
Schrittlänge und mein Gewicht am Gerät voreingestellt. Und und und…
Ich sage dazu nur: „Papperlapapp!“ Das nächste Mal - beim Fußballtennis - werde
ich mein Pedometer tragen und dann wird es einen ehrlichen Vergleich geben.
Obwohl! Bestätigt fühle ich mich schon jetzt!
Fortsetzung
am nächsten Mittwoch! Bericht folgt!
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Die Fortsetzung folgte
leider nicht am nächsten Mittwoch, sondern erst am 12.November 2008. Da wir in
den Herbstferien nicht in die Halle können und ich obendrein nach den Ferien
ohne Pedometer erschien, konnte erst im November der nächste Vergleich
durchgeführt werden. Natürlich wurde meine These voll bestätigt und dabei
spielten wir sogar drei gegen drei (Erklärung: Wenn ich mit Franz als 2er-Team
antrete laufe ich entschieden mehr, als wenn wir im 3er-Team spielen). Ich
brachte es - laut Pedometer - trotzdem tatsächlich auf glatte 3,26 Kilometer.
Also weit über einen Kilometer mehr als Franz im September. Muss ich jetzt noch
irgend etwas weiter erläutern? Mir war es natürlich schon vorher klar! Über
Jahre hat man mich verkannt! Ich, der etwas ältere Sportkamerad wurde immer
falsch beurteilt! Für mich einfach eine Genugtuung und ein wahrer Hochgenuss.
Also in Zukunft nichts mehr mit: "Lauf du faule Sau!" Ich überlege im Moment
ernsthaft, ob ich den sportbegeisterten Verwandten das "Du" entziehe und nur
noch das "Sie", "Herr" , "Herr Braas" oder "Fußballtennis- oder Volleyballgott"
als Anrede durchgehen lasse.
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