EINE
UNGLAUBLICHE DSL-GESCHICHTE
oder
7 harte Tage im Leben von Harri B. 1.Tag
Am
Donnerstag, den 07.September 2006, tobte ein schweres Unwetter über Cuxhaven.
Ich hatte – wie üblich frühmorgens – meinen PC angeschaltet, beantwortete
Emails und erledigte sonstige Dinge am Rechner. Plötzlich bemerkte ich, wie
eine Leuchtdiode am DSL-Modem flackerte. Es handelte sich um die Kontrolllampe für
die DSL-Verbindung. Nach kurzer Zeit erlosch die Lampe. Der Aufbau einer
Internetverbindung war fortan nicht mehr möglich. Ich versuchte immer wieder
eine DSL-Verbindung aufzubauen, jedoch verweigerte das Modem seine Funktion. Der
Router – ich benutzte seit Jahren ein DSL-Modem (Teledat 430 LAN) in
Verbindung mit einem WLAN-Router (Gigaset SE 505) – funktionierte dagegen
einwandfrei.
Nun folgte ein Anruf bei
der Störungsstelle der T-Com und ich fragte, ob im Raum Cuxhaven eine DSL-Störung
bekannt sei. Da ich jedoch inzwischen meine DSL-Grundgebühr nicht mehr der
T-Com überwies - als Provider benutzte ich zu der Zeit Freenet - wurde mir eine
Auskunft verweigert. Ich suchte also die Nummer der Hotline von Freenet hervor
und wurde aufgrund meiner Kundennummer kostenlos verbunden. Da war ich wirklich
positiv überrascht. Die Mitarbeiterin von Freenet – übrigen eine sehr
lustige junge Dame – teilte mir mit, dass in Raum Cuxhaven keine Störung
vorhanden war. „Dann brauche ich ein neues Modem!“, sagte ich zu der jungen Dame
so nebenbei. „Das bekommen sie von uns kostenlos!“, wurde mir mitgeteilt.
„Jedoch nicht ein Modem, sondern eine FritzBox“, wurde mir erklärte. Ich war
begeistert, bekam aber sofort einen gewaltigen Dämpfer. „Die Lieferzeit der FritzBox beträgt 2-4 Wochen“, sagte sie sehr freundlich, „Neukunden müssen
ebenfalls warten!“ „Da schleppe ich Ihnen dauernd neue Kunden ran“,
schimpfte ich, „und muss nun bestimmt warten, weil die zuerst und vorrangig
beliefert werden. Da habe ich wohl ein Eigentor geschossen.“
Sie versicherte mir auf charmante Art, dass ich meine FritzBox genauso
schnell bekomme wie Neukunden. Aber leider erst in ein paar Wochen.
Im Laufe des Tages musste
ich noch unzählige Male ins Internet und benutzte dazu mein eingebautes
„altes“ 56k Modem. Ich fluchte so laut, dass meine Ehefrau oben im
Wohnzimmer den Fernseher lauter stellen musste. Fast 6 Jahre war ich DSL-User
und nun plötzlich per Analog-Modem ins Internet. Das ist so ähnlich, als wenn
ein Porsche-Fahrer umsteigt auf ein altes und verrostetes Damenfahrrad (ohne
Pedalen). Abends war ich fix und fertig und schwor mir, so schnell wie möglich
ein Ersatz-DSL-Modem zu besorgen. 2-4 Wochen ohne DSL, das würde ich nicht überleben. Das war mein 1.Tag ohne DSL. Es sollten noch mehrere folgen, was ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht ahnen konnte. 2.Tag Am nächsten Vormittag,
Freitag, den 08. September 2006, rief ich erneut bei Freenet an. Jetzt wurde
jedoch meine Kundennummer abgelehnt. Zusätzlich kostete der Anruf sage und
schreibe 1,24 Euro/Min! Ich hoffte jedoch, eine FritzBox / Phon anstelle einer
FritzBox / WLAN zu erhalten. Die – wiederum sehr freundliche - Mitarbeiterin
der Firma Freenet machte mir deutlich, dass aufgrund meines Vertragsverhältnisses
keine andere Box zur Verfügung gestellt werden könnte.
Nachmittags wählte ich
mich über das 56k Modem ein und ersteigerte innerhalb von 50 Minuten bei Ebay
ein Modem (Teledat 361 Lan) für 5,50 Euro. Ich bat den Verkäufer per Mail mir
seine Bankverbindung mitzuteilen, da ich sofort die Überweisung tätigen würde,
weil das Modem dringend benötigt wird.
Den gesamten Spätnachmittag
war ich nur über das einfache Modem im Internet und abends total frustriert.
So bringt Internetnutzung keinen Spaß. Das war mein 2.Tag ohne DSL und ich war wirklich bedient. 3.Tag
Am Samstag, den
09.September 2006, hatte ich frühmorgens einen wunderbaren Einfall. Bis das
Modem vom Ebay-Verkäufer
eintrifft, kaufe ich bei Bening ein neues Modem und verkaufe dieses
bei Erhalt des Modems von Ebay. Gesagt – getan. Ich fuhr also zu Bening,
kaufte für 59 Euro ein DSL-Modem (D-Link
380T) und fuhr glücklich nach Hause. Als ich das Modem auspackte traute ich
meinen Augen nicht. In der Packung waren ein LAN-Kabel und ein einfaches
Telefonkabel. Natürlich hat ein EDV-Fan - wie ich - zahlreiche
DSL-Kabel auf Lager. Aber in das Modem (amerikanisches Model) passte kein
DSL-Stecker meiner gesamten Kabelsammlung. Ich packte alles zusammen und fuhr
wieder zu Bening. Der Verkäufer gab mir Recht. Das ist kein DSL-Kabel, sondern
ein Telefonkabel. Da die Verpackung beim Kauf offen gewesen war, vermuteten wir,
dass das Kabel durchgetauscht wurde. Der Verkäufer öffnete ein anderes Paket
und stellte nun fest, dass jedes Modem anstelle eines DSL-Kabels ein
Telefonkabel besaß. Wir versuchten noch in der betriebseigenen Werkstatt ein
Kabel - Telefonstecker auf DSL-Stecker - aufzutreiben. Aber selbst ein Adapter
war nicht vorhanden. Ich bekam an der Kasse mein Geld zurück und verließ
leicht enttäuscht das Geschäft.
Nachmittags war „Op nach
Dös“ und ich hoffte dort auf dem Flohmarkt ein DSL-Modem aufzutreiben. Und
tatsächlich! Ich entdeckte ein altes Model (Teledat 300). Das Netzkabel fehlte,
aber ich wusste, dass sich so ein Kabel bestimmt in meiner „Kabelsammlung“
befindet. Für 3 Euro kaufte ich das Modem und der Verkäufer erzählte mir,
dass er in der Versicherungsbranche tätig wäre und am letzten Wochenende viele
Überspannungsschäden durch das Unwetter aufgetreten waren. Ich nahm mir vor,
am Montag meine Versicherung aufzusuchen und mein Modem als Versicherungsschaden
zu deklarieren.
Zuhause fand ich für das 3
Euro teure Modem ein passendes Netzkabel (bzw. Stecker) und testete das Gerät.
Leider war das Modem irreparabel. Vom Ebay-Verkäufer hatte ich immer noch keine
Bankdaten um die Überweisung zu tätigen. Entgegen seiner Auskunft waren die
Daten bei Ebay nicht abrufbar. Es folgte noch eine Mail per Modem und noch mehr
Wartezeit. Das war mein 3.Tag ohne DSL und mein Frust wurde immer größer. 4.Tag
Am Sonntag, den
10.September 2006, hatte ich kaum noch Interesse über das 56k Modem ins
Internet zu gehen. Meine Frau war dagegen sehr begeistert. Es kam in den letzten
Jahren selten vor, dass ihr Ehemann im Wohnzimmer saß und Fernsehen schaute.
Mittlerweile hatte ich aber die Bankdaten des Ebay-Verkäufers und konnte die
5,50 Euro für das Teledat 361 Modem Online überweisen. Ich machte von der Überweisung
eine Hardcopy und schickte sie an den Verkäufer. So konnte er sehen, dass der
Betrag überwiesen wurde.
Am Montag, den 11.September
2006, suchte ich meine Versicherung. Der Versicherungsvertreter, Herr Nothman,
war leider beschäftigt. Seine Mitarbeiterin nahm den Schadensfall auf und
teilte mir folgendes mit. Wenn ich von der T-Com eine Bescheinigung vorlege,
dass das Modem aufgrund eines Überspannungsschadens defekt ist und ich die
Rechnung des neuen Modems vorlege, würde ich einen Verrechnungsscheck über den
Kaufbetrag erhalten.
Zurück zur Versicherung
erzählte ich Frau Winter von diesen 40 Euro für die Bescheinigung. „Was
kostet denn ein neues Modem?“, hörte ich plötzlich die Stimme von Herrn
Nothmann. „90 Euro!“, antwortete ich schnell. „Da sie ein guter und langjähriger
Kunde von uns sind, stellen wir ihnen ohne Formalitäten einen
Verrechnungsscheck über 90 Euro aus“, meinte er nur und damit war die Sache
erledigt. Ich bedankte mich, fuhr nach Hause und beschloss mir für diese 90
Euro gleich nach dem Mittagessen bei Bening ein Modem plus Router (Kombigerät)
zu holen.
2 Stunden kämpfte ich mit der Konfiguration des Modems. Es war einfach keine
DSL-Verbindung herzustellen. In mir keimte jetzt der Verdacht auf, möglicherweise
überhaupt keinen DSL-Zugang mehr zu haben!“ Ich war nämlich vor 6 Wochen von
der T-Com zu Freenet gewechselt und hatte obendrein von DSL 1000 auf DSL 2000
gewechselt. Sollte da bei der Ummeldung etwas schief gelaufen sein? Da es
inzwischen 19.30 Uhr war verschob ich diese Angelegenheit auf Dienstagmorgen. Das war mein 5.Tag ohne DSL und ich war inzwischen mehr als fix und fertig. 6.Tag
Am Dienstag, den
12.September 2006, rief ich dann mal wieder bei Freenet an. Zum „Spar-Preis“
von 1,24 Euro/Min. Ich musste schnell mein Modem anschließen, damit die
Freenet-Dame die Verbindung messen konnte. „Ich kann keine DSL-Verbindung zu
ihnen messen“, teilte sie mir mit. „ Wir vergeben einen Auftrag an die T-Com.
Die werden sich innerhalb von 24 Stunden bei ihnen melden“.
Am Mittwoch, den
13.September 2006, kam ein Außendienstmitarbeiter der T-Com. Er war froh, nicht
messen zu müssen und wir plauderten ein wenig. Ich hatte gehofft, dass er zufällig
für mich ein altes Teledat-Gerät im Wagen hat und wollte es ihm abkaufen.
„Die entsorgen wir immer gleich“, teilte er mir mit. Jetzt hoffte ich nur
noch auf unseren Postboten, bzw. Paketwagen. Wenn der Ebay-Verkäufer schnell
gehandelt hat, könnte das Modem heute eintreffen.
Ich war
im Internet.
Ich hatte wieder DSL.
Ich war wieder ein Mensch.
Nachtrag: Meine FritzBox von Freenet erhielt ich 7 Tage später. Natürlich wurde das Modem und der Router als "Reserve" weggelegt und nicht verkauft. Man weiß ja nie? |